Berlin. Das Zieldatum ist gesetzt: Zum 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt am 14. September 2019 soll der Nachbau des Berliner Stadtschlosses fertig sein. Dieser Termin war auf dem Richtfest von Deutschlands prominentestem Kulturbauvorhaben vergangene Woche in Berlin zu hören.
Alles ging gut beim Aufziehen des Richtkranzes hoch über die Kuppel auf dem mächtigen Westportal. 1.500 Gäste hielten die Luft an, legten den Kopf in den Nacken und verfolgten den Weg der 3 m breiten Krone durch das 4 m offene Stück der Dachkonstruktion.
Zuvor hatte Daniel Barenboim die Staatskapelle Berlin dirigiert, der italienische Architekt Franco Stella in mittlerweile bewundernswert gutem Deutsch allen "Bauern" auf der Baustelle für ihr Engagement gedankt, hatten die Sicherheitskräfte der anwesenden Prominenz einen schlaksigen jungen Mann in knallgelbem Hemd ruckzuck abgeführt, weil er mit ein paar Handzetteln dagegen protestierte, dass die außereuropäischen Sammlungen der Berliner Museen ins Schloss geräumt werden, statt sie an die früheren Kolonien zurückzugeben. Das nach den Forschern Wilhelm und Alexander Humboldt benannte Zentrum solle einen Schlüssel zum Verständnis der Welt bieten, sagte der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, Hermann Parzinger.
Zu eitel Sonnenschein nicht nur vom Himmel, sondern auch im Herzen deutscher Steuerzahler führte zwei Jahre nach der Grundsteinlegung der Satz von Bauherr Manfred Rettig, Vorstand der Stiftung Berliner Schloss - Humboldtforum: "Der Bau hat den Kosten- und Terminplan bislang eingehalten." Das lobte ebenso Bundesbauministerin Barbara Hendricks (SPD), auch, dass die Berliner Mitte ihr städtebauliches Gleichgewicht zurückerhalte, fügte aber in der ihr eigenen trockenen Art hinzu: "Aber das Schwierigste kommt ja nach dem Rohbau." Berlins regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) griff das mit einem Wort auf. "Brandschutz." Mit diesem technischen Detail kämpft nämlich Berlins Problemflughafen BER.
Das Schwierigste kommt nach dem Rohbau
590 Mio. Euro hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags als Kostenobergrenze festgelegt. 478 Mio. Euro gehen zulasten des Bundes, 32 Mio. Euro übernimmt das Land Berlin und 80 Mio. Euro muss der private Förderverein Berliner Schloss für die Rekonstruktion von drei Barockfassaden einwerben. Stella stellt auf den Grundriss des früheren Stadtschlosses nämlich einen Neubau, der an der Nord-, West- und Südseite die historischen Außenhüllen vorsieht. Die Ostseite des im Zweiten Weltkrieg zerstörten und 1950 gesprengten Schlosses wird glatt und modern.
Weitere 25,5 Mio. Euro will der Verein für den Nachbau der prächtigen Innenportale, für Durchgänge und für eine neue Kuppel sammeln. "Die Spendensammlung nimmt Fahrt auf", hieß es auf der Baustelle. Die Stiftung hat bislang rund 36 Mio. Euro an Barspenden überwiegend vom Förderverein Berliner Schloss erhalten. Damit könnten alle Rechnungen für die Rekonstruktionsarbeiten bezahlt werden. Für weitere 6 Mio. Euro verfüge der Verein über feste Spendenzusagen. Hinzu kommen die Sachspenden, die nach Angaben der Wirtschaftsprüfer des Fördervereins nochmals mit 8 Mio. Euro zu Buche schlügen.